Die Gesichter der Ungerechtigkeit – damals und heute

Ende des 19. Jahrhunderts war Kinderarbeit oft ein notwendiger Bestandteil des Lebens für Kinder aus der Arbeiterklasse. Viele arbeiteten auf Bauernhöfen, beim Fischfang, in Fabriken, Sägewerken oder Bergwerken. Die Arbeit konnte sowohl hart als auch gefährlich sein. Kinder aus wohlhabenderen Familien hingegen hatten viel besseren Zugang zu Schule und Bildung. Dies verstärkte die sozialen Unterschiede in der Gesellschaft.

Verglichen mit dem heutigen Norwegen sehen wir einen enormen Wandel. Schulbildung ist ein gesetzlich verankertes Recht, und Kinder sind durch das Arbeitsgesetz und die UN-Kinderrechtskonvention geschützt. Dennoch äußern viele Jugendliche heute Frustration über das, was sie als Ungerechtigkeit in ihrer eigenen Zeit empfinden.

Sowohl das Mieder, die Seidenschuhe als auch die einfachen Holzschuhe sind starke Symbole einer Gesellschaft mit deutlichen Klassenschranken. Die zarten und unpraktischen Seidenschuhe erzählen von einem privilegierten Leben mit Zeit und Raum für Ausschmückung und gesellschaftliche Anlässe. Die Holzschuhe und das Mieder hingegen erzählen von Mühsal, Funktionalität, Aufopferung und Überlebenskampf.

Die soziale Mobilität war damals sehr gering – besonders für Frauen. In der Regel durften sie keine Ausbildung machen, sie hatten kein eigenes Einkommen und auch keine rechtliche Handlungsfähigkeit in dem Maße wie Männer. Ihr Leben war eng mit dem Beruf und der sozialen Stellung ihres Vaters oder Ehemannes verknüpft.

Eine Heirat mit einem Mann aus einer höheren sozialen Schicht konnte das Leben einer Frau drastisch verändern – aber solche Ehen waren eher Ausnahmen. Die gesellschaftlichen Schranken waren klar definiert, und die Normen, die bestimmten, wen man heiraten durfte, waren streng.

Die Geschichten der Seidenschuhe und des Mieders geben uns einen Einblick in eine Gesellschaft mit klaren Klassenschranken – und sie erinnern uns daran, dass selbst alltägliche Gegenstände viel über Machtverhältnisse, Ungleichheit und menschliche Lebensbedingungen aussagen können.

 

 

Bilder:

  1. Arbeiter am Sägewerk Spillum Dampsag og Høvleri.
  2. Treffen im Nähverein 7ern
  3. Frau betrachtet Eisgang im Namsen